Habt ihr auch zu wenig Zeit? Habt ihr vielleicht momentan auch noch mehr zu tun als alle anderen? Wirklich? NOCH MEHR STRESS?
Ganz im Ernst; wer hat schon Zeit? Zeit ist wohl das Relativste überhaupt. Ich will euch aber nicht mit Physik/Philosophie langweilen, viel mehr will ich euch einladen, euch Zeit zu nehmen um mit mir Plätzchen zu backen, ist schließlich Wochenende (und meine Bäcker-Stefffi nehmen wir gleich auch noch mit) .
Momentan hört man ja die wildesten Sachen: Leute behaupten, sie müssten Weihnachten aufgrund des Zeitmangels ausfallen lassen, sie würden momentan keinen Sport machen, weil sie im Advent keine Zeit hätten und Geschenke werden angeblich nur gekauft statt gebastelt, weil das sonst zu stressig würde.
Ich muss mir immer wieder Sätze anhören wie: „So viel Zeit wie du hätte ich auch gerne“. Ganz einfach, weil ich einen Blog habe. Ich will dazu mal erwähnen, dass ich Studentin bin (und nein, nicht Pädagogik-Kunstgeschichte, ich habe also durchaus zu tun) und seit mehreren Jahren zu jedem Zeitpunkt einen Job hatte – Mir geht es also grundsätzlich mal wie uns allen. Daneben mache ich hin und wieder etwas mit Freunden, gehe einmal die Woche in’s Ballett und ich Bastle/Blogge. That’s it. Ich gehe nicht jedes Wochenende feiern (auch nicht jedes zweite), ich brauche nicht ständig Sport, im Sommer bin ich nicht beim Baden (und ja; ich habe keine Kinder),… Ich habe PRIORITÄTEN.
Das soll nicht heißen, dass ich mir meine Zeit so toll einteile. Ganz im Gegenteil. Ich kann niemals nichts vorhaben, brauche immer ein konstantes Stress-Level, so ein bisschen Überforderung. Und ich rede nicht von dieser als Schwäche verpackten Super-Eigenschaft, eben „Immer auf Achse“ zu sein; ich rede davon in regelmäßigen Abständen heulend am Küchentisch zu hängen, mein Umfeld in die Verzweiflung/Stress zu ziehen und zu beschließen, dass sich etwas ändern muss.
Ich sage das, weil ich glaube, dass ich damit nicht die Einzige bin. Natürlich gibt es Phasen, in denen tatsächlich keine Möglichkeiten da sind, sich Zeit zu nehmen – ich halte das aber eher für die Ausnahme. Wir haben so viel Input und Möglichkeiten, dass eine Nicht-Beschäftigung einfach nicht sein muss. Und so suchen wir uns ständig Neues, wir wollen uns ja weiterentwickeln, innovativ sein, gebildet, in perfekter Partnerschaft/Familie, im sich saisonal verändernden Traumhaus lebend, top organisiert, angezogen wie frisch vom Laufsteg, immer entspannt und NEBENBEI noch unsere Freizeit genießend… Fakt ist: Niemand ist das.
Weil wir aber alle gerne so wirken würden, tun wir so, als wäre es verwerflich, noch Freizeit zu haben. Überflüssige Zeit sozusagen.
Die perfekte Beautybloggerin konzentriert sich auf Mode, nicht auf Kochen und Einrichtung, die Karrierefrau hat vielleicht stapelweise Bügelwäsche zuhause liegen und die Super-Studentin spart sich das 2-Stunden-Programm morgens im Bad. Wenn wir aber diese tollen Eigenschaften bewundern, vergessen wir liebend gerne die Schwächen und die Dinge, die zu kurz kommen. GOTT SEI DANK! Ich will an dieser Stelle noch mal auf einen Gedanken von Martin Auer verweisen:
Wir sollten uns viel mehr auf unsere Stärken konzentrieren, als auf die Schwächen. Und noch interessanter finde ich seinen Ansatz zum Weg dorthin: Zu sehen, was uns leicht fällt.
Wir müssen Prioritäten setzen, wir müssen uns positionieren. Was uns leicht fällt und banal erscheint, ist oft eben das, das andere bewundern. Und plötzlich kommt dann ein Kompliment, eine Bestätigung, ein Lob, da wo wir es am allerwenigsten erwartet hätten. „Wie XY mit wenigen Handgriffen eine Traum-Arbeit/Vortrag/Deko/Frisur/Outfit/etc. zaubert“… Warum? Weil es ein Talent ist. Und noch viel wichtiger: Ein Talent, dass auch wahrgenommen und genutzt wird.
Nichtstun gehört wohl bei vielen nicht gerade zu den Stärken. Es ist eben nicht einfach, auszublenden, welche Arbeiten noch alle warten. DANACH. Aber wann konzentrieren wir uns darauf, was wir NICHT können? Wenn wir wissen, dass es wichtig ist. Und ist es nicht das Allerwichtigste, zu entspannen und herauszufinden, was wir können und sind – was wir wirklich sind und nicht was wir gerne wären?
Das mit dem Stress-Ausblenden hab ich noch nicht so drauf, ich kann mir aber im größten Stress wunderbar Zeit nehmen zum Nähen…
Und ihr so? Für was hättet ihr gerne mehr Zeit und warum „habt“ ihr sie nicht? Und für was nehmt ihr euch gerne Zeit?
Die Plätzchenrezepte habe ich übrigens hier gepostet!